DHB: U17 schreibt mit WM-Titel Geschichte

  04.11.2025    Leistungssport
DHB-Nachwuchs gewinnt das Finale von Casablanca mit 44:43 nach Verlängerung gegen Ägypten - sechs BWHV-Talente beteiligt am Titelgewinn

Welch ein grandioser Abschluss der internationalen Jugend-Großturniere für den Deutschen Handballbund. Nachdem die weibliche U17 im Sommer das European Youth Olympic Festival (EYOF) gewonnen hatte, die männliche U19 Weltmeister und die weibliche U20 Europameister geworden war, krönte sich die männliche U17 nun bei der erstmals ausgespielten Weltmeisterschaft in dieser Altersklasse zur Nummer eins. Deutschland ist somit die erste Nation, die in allen männlichen Altersklassen einen Weltmeistertitel errungen hat. Im Endspiel von Casablanca setzte sich die Mannschaft von Jochen Beppler, Finn Lemke und Carsten Klavehn mit 44:43 (37:37, 18:17) nach Verlängerung gegen Ägypten durch. „Wir sind verdammt happy, dass wir gewonnen haben. Es war ein super anstrengendes Spiel, aber wir haben wieder einmal gezeigt, dass wir als Team super stark sind“, freute sich Kapitän Malte Elze vom SC Magdeburg, der bei der Siegerehrung WM-Pokal und Glückwünsche von IHF-Präsident Dr. Hassan Moustafa entgegennahm. Auch aus der Heimat gab es Gratulationen. „Herzlichen Glückwunsch zum WM-Titel - das ist bei der Premiere dieses Turniers ein historisches Ergebnis, das immer an herausragender Position in den Siegerlisten bleibt“, schickte DHB-Präsident Andreas Michelmann nach Casablanca. Ingo Meckes, Vorstand Sport des Deutschen Handballbundes, schloss sich an: „Dieser WM-Titel rundet ein großartiges Jahr für unsere U-Nationalmannschaften ab. Wir haben auch in den Jahrgängen 2008 und jünger große Talente. Und so ein hart erkämpfter Erfolg in einem Finale kann ein Impuls für die weitere Karriere sein.“
WM-Finale, Ägypten ein derartiger Krimi wie am Samstagabend – das gab es in diesem Jahr doch schon einmal: Die U19 hatte das Endspiel im Land der Pharaonen gegen Spanien nach Siebenmeterwerfen gewonnen. Die DHB-Youngsters machten es den Vorbildern nun nach. Auch sie bewiesen gute Nerven und eine herausragende Moral. Ägypten war zum Ende der regulären Spielzeit drei Sekunden von der Goldmedaille entfernt, als der Balinger Kalle Gaugisch von Halblinks abziehen musste, es aus der Hüfte tat und Ägyptens Schlussmann mit dem flachen Abschluss überraschte. Es war der Wurf, der die Verlängerung herbeiführte.
Hier ging die deutsche Mannschaft, weil Schlussmann Tobias Dengler zwei, drei wichtige Würfe auf seinen Kasten entschärfte, mit zwei Toren in Führung und gab diese nicht mehr. Ein direkt verwandelter Freiwurf der Nordafrikaner unmittelbar vor der dem Seitenwechsel war zwar ärgerlich aus deutscher Sicht, aber auch dieser bremste den späteren Weltmeister nicht ein. Deutschland legte in der zweiten Halbzeit der Verlängerung vor, Ägypten zog nach. Auch nach dem 44:42 durch den Berliner Leo Nowak fiel noch einmal der Anschluss, aber in den wenigen Sekunden Restspielzeit behauptete Deutschland gegen die Manndeckung den Ball und brachte den WM-Titel ins Ziel.
Die vier Partien auf dem Weg ins Finale hatte der Weltmeister deutlich bestimmt. Der Weg durch die Vorrunde mit Siegen gegen den Iran, Puerto Rico und Argentinien stellte keine großen Hindernisse bereit, in der Vorschlussrunde hatte man gegen Katar den deutlich längeren Atem. Das Endspiel war das erste Duell mit Spannung – ja, Dramatik sogar. Über 70 Minuten hinweg bewegten sich beide Teams absolut auf Augenhöhe und traten den Beweis an, dass die zurecht dieses Endspiel bestritten. Eine Dreiviertelstunde lang trennten beide Seiten maximal zwei Tore, dann schien das Pendel zugunsten der Ägypter auszuschlagen, als sie mit 27:23 in Führung gingen. Julius Pöthke (TSV Burgdorf) und Leo Nowak übernahmen daraufhin im Angriff viel Verantwortung und trugen mit einem 4:0-Lauf zum erneuten Gleichstand bei. Der Rest war ein Krimi mit Gaugischs Ausgleich auf den letzten Drücker als Spitze und dem Happy-End in der Verlängerung. „Wir können unglaublich stolz sein, jetzt Weltmeister zu sein. Wir haben in jeder Situation gezeigt, dass wir ein gutes Team sind. Nach dem Vier-Tore-Rückstand haben wir mit Teamgeist alles reingeworfen und gezeigt, dass wir als Team harmonieren“, hob Nowak das erfolgreiche Kollektiv als Erfolgsrezept in den Mittelpunkt. Mit 15 Toren war er im Finale der überragende Schütze, auch Julius Pöthke traf zweistellig (10). Auf ägyptischer Seite war Youssef Ahmed (13 Tore) der gefragte Mann in der Offensive.

Deutschland: Tobias Dengler, Kim Hüter – Friedrich Henselek, Julius Pöthke (10), Leonard Volk (1), Tim Löhr (1), Can Akkoc, Julius Eisend, Malte Elze (3), Leo Nowak (15), Kalle Gaugisch (7), Anton Hahn, Lenn Strobel (7), Jasper Anschütz, Moritz Detlefsen, Finn Schultz. 
Levin Droll verpasste verletzungsbedingt das Finale

Quelle: handball.net
Foto:  IHF/kolektiff images/Sasa Pahic Szabo