Beachhandball
Im BWHV wurden drei Stützpunkte installiert, in denen mindestens ein Mal pro Woche mit den Auswahlspielerinnen und -spielern trainiert wird. Trainingsgrundlage ist eine einheitliche Baden-Württembergische Spielphilosophie (die sich weitgehend an der des DHB anlehnt). Des Weiteren wird in den Stützpunkten insbesondere Wert auf individuelles Training gelegt (Verbesserung Beach Handball – relevanter Techniken, wie zum Beispiel Pirouette, Blockabwehr, etc.). Die Stützpunkte befinden sich in Bartenbach (Württemberg), Neureut (Baden) sowie in Altenheim (Südbaden).
Die Geschichte des Sportspiels Beach Handball beginnt in den 1990er Jahren. Professor Briani, damaliger Vorsitzender der Promotionsabteilung des italienischen Nationalen Olympischen Komitees (CONI) brachte die Idee auf, andere Sportarten nach dem Vorbild von Beach Volleyball an den Strand zu bringen. Professor Bartolini verfasste zusammen Giampiero Masi (damaliger internationaler Handballschiedsrichter) die ersten Regeln zu diesem Sportspiel.
Im Jahr 1992 wurde das „Comitato Organizzatore Handball Beach“ (COHB) durch Gianni Buttarelli und Franco Schiano gegründet, welches somit weltweit den ersten organisierten Verband des Sportspiels Beach Handball darstellt. Unter Buttarellis Federführung fand in Rom 1993 das erste offizielle internationale Beach Handball Turnier statt. Teilnehmer waren unter anderem die Juniorennational-Teams von Algerien, Taiwan und der russischen Provinz Ural, eine Militärauswahl Italiens sowie eine Juniorenauswahl des TSV Bartenbach.
Das internationale Interesse an Beach Handball wuchs ständig. Im Mai 1994 wurde Beach Handball offiziell von der Internationalen Handball Föderation (IHF) anerkannt. Im September 1994 wurden beim IHF-Kongress in Harleem (Niederlande) erste international gültige Regeln für Beach Handball festgelegt und Informationen an die Nationalen Verbände verteilt – eine neue Sportart war geboren.
Die Beach Handball Regeln wurden in der letzten Fassung 2014 von der Internationalen Handball Föderation (IHF) herausgegeben und gelten somit für alle Mitgliedsverbände und alle Geschlechter. Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text die männliche Form gewählt.
Durch die ständig mögliche Überzahl beim Beach Handball sind Torerfolge auf spielerischem Weg relativ einfach zu erzielen. Bei Torerfolg wird das Spiel direkt ohne Anspiel durch Abwurf aus dem Torraum wieder aufgenommen. Dies führt dazu, dass das Spiel auf sehr hohem Tempo und mit vielen Aktionen gespielt wird. Auch hohe Rückstände können durch die Sonderwertungen (Kempatore, Spinshots, Torwarttore) und durch die Tatsache, dass jeder Satz einzeln gewertet wird, egalisiert werden. Fouls sind unerwünscht und werden direkt und progressiv bestraft. Die oberste Maxime des Beach Handball ist FAIR PLAY!!!
Die Spielzeit besteht aus zwei getrennt gewerteten Sätzen von jeweils zehn Minuten, die bei Gleichstand bis zum Siegtreffer einer Mannschaft („Golden Goal“) fortgesetzt werden. Der Sieger eines Satzes erhält einen Punkt. Die Halbzeitpause dauert fünf Minuten. Das Spiel beginnt in jedem Satz mit Schiedsrichterwurf.
Wenn beide Sätze von derselben Mannschaft gewonnen werden, ist diese mit 2:0 Punkten Gesamtsieger. Gewinnt je eine Mannschaft einen Satz, wird der Sieger durch „Einer gegen den Torwart“ (Shoot-Out) ermittelt. Der Sieger des Shoot-Out erhält 1:0 Punkte; er gewinnt das Spiel also mit 2:1 Punkten.
Ansonsten gelten die Hallenhandball- Regeln der IHF mit Abänderungen in der Punktwertung, wobei Torhütertreffer und spektakuläre Würfe, wie z.B. Kempa-Treffer (den Ball im Sprung fangen und werfen) oder „Spinshots“ (Wurf nach 360-Grad-Drehung) mit Zusatzpunkten gewertet werden. Außerdem gibt es beim Torerfolg eines Sechs-Meter-Wurfes einen Zusatzpunkt.
Bei Regelwidrigkeiten und Unsportlichkeiten, die gemäß den IHF-Regeln (vgl. Regel 17:3) eine Hinausstellung erfordern, ist diese auszusprechen. Hinausgestellte Spieler dürfen ersetzt werden oder das Spielfeld wieder betreten, sobald es einen Ballbesitzwechsel zwischen beiden Mannschaften gegeben hat. Die zweite Hinausstellung eines Spielers bedingt dessen Disqualifikation (Matchstrafe).
Beach Handball wird auf einem 12 Meter breiten und 15 Meter langen Spielfeld gespielt. Auf beiden Seiten schließt sich ein Torraum von jeweils sechs Metern an. Am Ende des Torraums befindet sich auf jeder Seite ein Handballtor.
Die Längsseiten des Spielfeldes sind die Seitenlinien, die Breitseiten heißen Torauslinien. Die gesamten Seitenlinien des Spielfeldes stellen die Auswechselzone für die Feldspieler dar, und zwar wird in beiden Sätzen auf derselben Seite ausgewechselt, lediglich die Spielrichtung wird bei Halbzeit gewechselt.
Eine Mannschaft besteht aus höchstens zehn Spielern, von denen beliebig viele als Torhüter markiert sein dürfen; nur diesen Torhütern ist es erlaubt, sich im Torraum aufzuhalten. Es dürfen sich gleichzeitig immer nur maximal vier Spieler einer Mannschaft auf dem Spielfeld befinden, die Auswechselspieler halten sich in der Auswechselzone auf.
Alle Spieler sind barfuß und spielen mit einem luftgefüllten PVC-Ball in der Größe eines Hallenhandballs (Männer: 54 – 56 cm Umfang und 350 - 370 g Gewicht; Frauen 50 - 52 cm Umfang und 280 - 300 g Gewicht). Das Hechten nach einem liegenden oder rollenden Ball ist erlaubt. Der Ball darf nicht länger als drei Sekunden am Boden liegen und von dem Spieler, der ihn zuletzt berührt hatte, wieder aufgenommen werden. Alle Würfe können unmittelbar zu einem Tor führen (Ausnahme bei Schiedsrichterwurf).
Es ist dem Torhüter erlaubt, ohne Ball den Torraum zu verlassen und im Spielfeld als Feldspieler zu agieren. Erzielt der Torhüter ein Tor, wird dies mit einem zusätzlichen Punkt gewertet (Ausnahme beim 6-Meter-Wurf). Nach jedem erzielten Tor wird das Spiel ohne Anpfiff mit Abwurf aus seinen Torraum fortgesetzt.
Nach dem Anpfiff spielt der Feldspieler den Auftaktpass zu seinem eigenen Torhüter. Sobald der Ball die Hand des Feldspielers verlassen hat, dürfen sich beide Torhüter vorwärts bewegen. Der wurfausführende Torhüter muss innerhalb von drei Sekunden entweder direkt auf das gegnerische Tor werfen (bei Torerfolg Zusatzpunkt) oder dem nach vorn laufenden Feldspieler passen, ohne dass der Ball den Boden berührt. Der Feldspieler muss dann den Ball annehmen und versuchen, regelgerecht ein Tor zu erzielen. Bei Regelwidrigkeit des Feldspielers oder des wurfausführenden Torhüters ist die Aktion zu beenden. Bei Regelwidrigkeit des verteidigenden Torhüters wird auf Sechs-Meter-Wurf entschieden (bei Torerfolg Zusatzpunkt).
Sieger ist, wer nach fünf Würfen mehr Punkte erzielt hat. Ist nach fünf Würfen auf beiden Seiten noch keine Entscheidung gefallen, wird das Shoot-Out nach Seitenwechsel so lange fortgesetzt, bis eine Mannschaft bei gleicher Anzahl von Wurfversuchen nach Punkten führt.
Mini Beachhandball
Im Auftrag der Europäischen Handball Föderation (EHF) erarbeiteten Alex Gehrer (EHF Beachhandball Lektor und Referent für Beachhandball von Handball Baden-Württemberg e.V.) und Prof. Dr. Frowin Fasold (Leiter des Lehrforschungsgebiets Handball an der Deutschen Sporthochschule Köln) Regeln für Mini Beachhandball Spielformen. In Anlehnung an die Rahmentrainingskonzeption des Deutschen Handballbundes (DHB), bei der die beiden Beachhandball Experten mitgewirkt hatten wurden Spielformen für Kinder unter 10 und unter 12 Jahren entwickelt. Insbesondere mit der Spielfeldgröße und der Ballgröße wurde experimentiert, aber auch das komplizierte Wechselsystem im Beachhandball wurde für die Zielgruppe vereinfacht. Getestet wurde auf der Beach-Anlage des TSV Bartenbach; Testpersonen waren die männlichen und weiblichen E- und D-Jugenden der HT Staufen und Frisch Auf Göppingen unter aktiver Mithilfe ihrer Trainerinnen und Trainer.
News
Beach-EM: Gold für Männer, Frauen sichern sich Bronze!
Verdiente Krönung: Die deutsche Männer-Nationalmannschaft hat das Finale der Europameisterschaft in der Türkei gegen Spanien mit 2:1 im Shoot-Out gewonnen und sich die Gold-Medaille gesichert. Es ist die Steigerung nach Platz zwei vor zwei Jahren und der vorläufige Höhepunkt einer starken mannschaftlichen Entwicklung.
Auch Glück und Zufall spielten eine kleine, aber entscheidende Rolle in der letzten Szene dieses packenden Endspiels: Nach sechs Durchgängen im Shoot-Out hatten die DHB-Männer fünfmal getroffen, Spanien ebenso. Die siebte Runde eröffnete Severin Henrich mit einem schicken Schlenzer ins Netz, nun war Mario Miranda Sirvent für die Iberer am Zug. Drei Runden zuvor war er bereits erfolgreich, doch diesmal tickte sein Lupfer über Keeper Oliver Middell vor der Linie im Sand auf und sprang seitlich. Middell konnte den Ball einfach zur Seite schlagen – und der Jubel brach sich Bahn. Deutschland ist Europameister!
Es war der Schlusspunkt eines unglaublich spannenden Finalspiels, in dem die Spanier im lange ausgeglichenen ersten Satz am Ende von deutschen Fehlern profitierten und mit 22:18 den ersten Durchgang für sich entschieden. Doch die Auswahl von Bundestrainer Marten Franke kam zurück – wie auch schon in beiden Duellen gegen Kroatien, zuletzt im Halbfinale nach dem Verlust des ersten Satzes. Mit einer Prise mehr Effizienz und ganz viel Willen erzwangen die deutschen Männer mit einem 23:19 die Entscheidung im Shoot-Out. „In der ersten Halbzeit waren wir lange gut drin, haben am Ende aber einige Chancen liegenlassen. Uns war klar, dass wir gut im Spiel sind und im zweiten Durchgang einfach die Dinger machen müssen, haben uns dabei dann auch nicht aus der Ruhe bringen lassen“, resümierte ein überglücklicher Marten Franke. „Im Shoot-Out hatten wir dann das nötige Selbstbewusstsein, wir haben die Spanier schon letztes Jahr im WM-Viertelfinale auf diese Weise besiegt. Wir hatten ein gutes Gefühl.“
In Deutschland verfolgte man den Endspiel-Ausgang mit Spannung und großer Freude. „Das war ein großartiger Sonntag mit zwei Shoot-out-Siegen und zwei EM-Medaillen! Insgesamt habe ich in diesem Turnier zwei sehr fokussierte Teams erlebt. Und gerade bei den Männern war der recht hart erkämpfte Erfolg gegen die Türkei am ersten Spieltag eine Initialzündung. Danach waren die Jungs im Flow und haben sich teilweise in einen Rausch gespielt und letztlich verdient den Titel geholt“, erklärte Ingo Meckes, Vorstand Sport des Deutschen Handballbundes. „Auch die Frauen haben wieder nach dem Maximalen gestrebt und sich nach dem diesmal verlorenen Halbfinale mit Bronze belohnt. Insgesamt haben wir in diesem Sommer auch dank unseres starken Nachwuchses bereits fünf Beach-Medaillen gewonnen - wir dürfen uns schon jetzt mit Männern und Frauen auf die World Games im August freuen.“
Auch Andreas Michelmann, Präsident Deutscher Handballbund gratulierte: „Herzlichen Glückwunsch an Marten Franke und sein Team - und alle, die in den vergangenen Jahren die Vorarbeit für diesen Titel geleistet haben. Auch unsere Frauen mit Bundestrainer Alexander Novakovic dürfen stolz auf EM-Bronze sein.“ Mit dem ersten und dritten Platz holten die beiden deutschen Teams das Maximum aus den Endspielen – und Franke fehlten auch noch ein wenig die Worte: „Man kann gar nicht viel dazu sagen, außer dass es unglaublich ist, dass wir das geschafft haben. Mit einigen kurzfristigen Änderungen war das dieses Jahr nicht unbedingt zu erwarten, deshalb großen Respekt und ein riesiges Kompliment an jeden Einzelnen.“
Zuvor konnte sich die deutsche Frauen-Nationalmannschaft im Spiel um Platz 3 die Bronzemedaille sichern. In einem spannenden Spiel gegen die Niederländerinnen entschied die Verlängerung im Shoot-Out. Isabel Kattner wurde im hier zur entscheidenden Figur. „Es war ein harter Kampf, letztlich haben wir das Spiel in der Abwehr wieder für uns entschieden und damit auch der Offensive das nötige Selbstbewusstsein gegeben“, erklärte Gettwart nach der Partie. „Jetzt wird die ganze Nacht gefeiert.“
Wir gratulieren beiden Teams zu diesen herausragenden Erfolgen!
Quelle: handball.net
Foto: EHF/kolektiff